Unter evozierten Potenzialen versteht man Hirnaktivität, die an der Kopfhaut mittels Oberflächenelektroden gemessen und durch unterschiedliche Sinnesreize (visuelle, akustische oder sensible) hervorgerufen wird. Die gemessene Zeit, die ein Signal braucht um entsprechende Nervenbahnen zu passieren, gibt Aufschluss über die Funktionsfähigkeit des entsprechenden nervalen Systems. Die Ableitung von evozierten Potenzialen ist nicht schmerzhaft und ungefährlich.
Somatosensible evozierte Potenziale (SSEP) ermöglichen die Beurteilung der Funktionsfähigkeit der peripheren sensiblen Nerven und der zentralen Anteile des sensiblen Nervensystems. Dabei passieren die Signale bestimmte Strukturen im Rückenmark, Hirnstamm und andere Regionen im Zentralnervensystem bis zur Hirnrinde. Bei dieser Untersuchung werden bestimmte Nerven gereizt und über der Kopfhaut eine Ableitung mit Oberflächenelektroden vorgenommen.
Frühe akustische evozierte Potenziale (FAEP) dienen der Untersuchung des akustischen Nervensystems vom Innenohr über den Hörnerv bis zum Hirnstamm. Über die Kopfhörer werden akustische Signale dargeboten, die zu einer Impulsübertragung und letztlich zur Ableitung von Potenzialen über der Kopfoberfläche führen. Je nach Muster kann der eventuelle Schädigungsort lokalisiert werden.
Visuelle evozierte Potenziale (VEP): Beim visuellen Fixieren eines Schachbrettmusters werden initial die Sehzellen auf der Netzhaut aktiviert. Deren Impulse werden über den Sehnerven und im weiteren Verlauf über die Sehbahn im Gehirn bis zur Sehrinde, die im Hinterkopf lokalisiert ist, geleitet. Die Ableitung dieser Signale erfolgt mit Oberflächenelektroden.